Informationen des
Landesamts für Archäologie Sachsen
Eine erste Publikation des
Landesamts für Archäologie Sachsen ist in "ARCHAEO" Heft 19 im
Frühjahr 2023 erschienen.
Auch in der 3D-Datenbank des
Landesamts für Archäologie Sachsen (archaeo |
3D) gibt es einen aufschlussreichen Eintrag zur Chemnitzer
Mikwe. Dort kann man den Scan der Mikwe , der bei der
Ausgrabung angefertigt worden ist, betrachten sowie beliebig
drehen und vergrößern.
Die sechs in der Verfüllung der
Mikwe gefundenen Münzen sind ebenfalls in hervorragender
Auflösung von allen Seiten zu sehen. Das älteste Exemplar
stammt aus dem Jahr 1730, die jüngsten sind kurz vor 1780 in
Umlauf gebracht worden; alle zeigen deutliche Gebrauchsspuren
auf. Man vermutet daher, dass der Kellerraum frühestens ab den
1790er Jahren zugeschüttet wurde.
Er mündete in einen nach
rechts erweiterten Vorraum, in dem man
sich auskleiden konnte. Von hier aus konnte auch eine
Betreuerin oder ein Betreuer überwachen, ob wirklich
vollkommen untergetaucht wurde.
In Chemnitz hat die
Treppe ins Tauchbecken nur zwei Stufen.
Vermutlich war der Grundwasserspiegel durch den nahen
Gablenzbach so hoch und der Abstand zum darüberliegenden
Erdgeschoß so gering, dass man diese ungewöhnliche
Kombination von schrägem Abgang und wenigen Stufen
wählte.
Als das
Tauchbecken freigelegt wurde, lag es noch
unter Grundwasser.
Es hatte einen rechteckigen Grundriss und erweiterte sich
(wie der Vorraum) ebenfalls nach rechts zu einer Nische.
Dadurch entstand eine partielle Trennwand zwischen Vorraum
und Becken, die etwas Privatheit bieten konnte. Die
religiöse Bedeutung des Tauchbeckens zeigte sich auch in
der besonderen Ausstattung des Raumes: Er war überwölbt und
man fand Reste eines hellen Putzes.
In Chemnitz gab es direkt
hinter dem Tauchbecken einen zweiten
Schacht auf kreisförmigem Grundriss, der als
Reservoir genutzt wurde.
An der Nahtstelle waren
beide mit gemauerten Rundbögen (siehe Detailabbildungen)
verbunden. Auf der Badseite war der
Durchlass mit Ziegeln zugemauert, wobei
eine kleine Öffnung freigelassen wurde. Sie übertraf das
vorgeschriebene
Minimum von fünf Zentimetern Durchmesser.
Der Durchlass war nach den
rituellen Vorschriften so hoch anzubringen, dass darunter
immer die Mindestmenge an
Wasser im Tauchbecken verblieb; ferner sollte er möglichst
unter dem Niveau des Grundwassers liegen. Daraus lässt sich
die Füllmenge der Mikwe ableiten: In
Chemnitz befindet sich der Durchlass ca. 70 cm über dem
Boden des Tauchbeckens; bei ungefähr 1,5 qm Grundfläche
kann es – sehr grob geschätzt – 1000 Liter gefasst haben.
Dies wäre mehr als mehr als das vorgeschriebene Minimum.
Allerdings wird die Vorschrift, dass das Wasser bis über
den Nabel reichen soll, hier nicht erfüllt.
Der Boden des Vorraums liegt etwa auf gleichem Niveau wie
der Durchlass, was ebenfalls für die angenommene Füllhöhe
des Beckens spricht.
Der
Durchlass
In Chemnitz gab es anscheinend
keinen separaten Schacht für die Reinigung von
Geschirr.
Da das Mauerwerk nur gut ein Meter hoch erhalten ist, fehlen
jegliche Anhaltspunkte zur Beleuchtung (wie Nische oder Haken).