Das Chemnitzer Umfeld der Mikwe

Juden war es vom 15. bis ins 19. Jahrhundert nicht gestattet, sich in Chemnitz niederzulassen;
bisher fand man auch kaum Spuren von jüdischem Leben.
Die unscheinbaren Mauern der Mikwe haben uns eines Besseren belehrt.
Nun gilt es, den Kontext des Ritualbads zu erforschen und es neu einzuordnen in die Geschichte der Stadt und Region.

Alte Mikwen lagen fast immer innerhalb der Stadtmauern. Die Chemnitzer Mikwe befand sich jedoch in der Johannisvorstadt an einer Ausfallstraße. Lokalhistoriker kümmern sich jetzt darum, mehr über das Grundstück an der Gablenzbrücke und dessen einstige Bewohner herauszufinden. Die spätere Nutzung ist wohlbekannt: vom Gasthof zum Goldnen Anker bis zum Johanniskarree.

Die Geschichte der Juden in Chemnitz im 19. und 20. Jahrhundert ist gut erforscht. Was aber war in den Jahrhunderten zuvor? Wer hat die Mikwe angelegt und genutzt?  

Innerhalb der Mauern lebte es sich damals zwar sicherer, aber es war einfach nicht genug Platz. Die Siedlung vor dem Johannistor war die größte der vier Chemnitzer Vorstädte. Viele Bewohner hatten eine bescheidene Existenz, aber manche waren gut situiert.  

Auf sechs Baufeldern soll ein neues Stadtquartier entstehen. Begonnen wurde mit dem "Johanniskarree", das auch das Grundstück mit der Mikwe überbaut. 2025 wird hier u.a. ein Lebensmittelmarkt eröffnen.  

Das Grundstück der Mikwe zählte zu den besten in der Vorstadt. Es lag günstig an einem Bach sowie an zwei Fernstraßen und war groß. Aber wer hat damals dort gewohnt?  

Viele Chemnitzerinnen und Chemnitzer haben das Areal in guter Erinnerung, denn hier stand ein beliebter Gasthof mit Sommergarten, der markant an einer Gabelung zweier Ausfallstraßen lag. 

Einige denken an den Sowjetpavillon, der seit 1952 hier stand, bevor das Gelände dem Straßenbau zum Opfer fiel. Auch dem kostenlosen Parkplatz trauert manch einer nach.